„Bienvenido, Pablo“, so lauteten die Willkommensgrüße der Bayern-Basketballer an ihren jüngsten Zugang am Montagmorgen. Die Botschaft hatten sie auf einen Bildschirm schräg über dem Podium im diesmal voll besetzen Pressestüberl des Audi Domes drapiert. Einen solchen Andrang hat es ja kaum einmal gegeben in der Saison, die die Münchner vor zehn Tagen in Ulm mit einem enttäuschenden Halbfinal-K.o. in den Playoffs abgeschlossen hatten. Ihr schillernder Trainer Andrea Trinchieri hatte noch am Abend der Niederlage seinen Abschied nach drei Jahren in München verkündet.
Dem Anlass angemessen nahmen auch Geschäftsführer Marko Pesic und Sportchef Daniele Baiesi Platz – und bildeten den Rahmen für jenen Mann, der die Bayern-Basketballer wieder zu jenem erfolgreichen Spiel zurückführen soll, das vom Münchner Publikum erwartet wird. Pablo Laso, 55, kam als Letzter herein zu seiner eigenen Vorstellung, dunkelblaues Hemd mit weißen Applikationen, schwarze Hose, grauer Bart. „Well, Guten Tag“, sagte der Spanier, der die folgende Dreiviertelstunde in ein sehr passables Englisch wechselte, in der Hoffnung, „meine nächste Pressekonferenz auf Deutsch führen zu können“.
Für Laso, der am Sonntagabend in München landete, sind die Bayern europäisches Neuland, nie zuvor hat er in 20 Trainerjahren seine Heimat verlassen. Warum auch, der Vater von drei Söhnen hat dort Erfolge aneinandergereiht, die immer größer wurden – und ihn letztlich zu einem der umworbensten Trainer Europas machten. Der nicht mal 1,80 Meter große Laso verzauberte schon in seinen aktiven Zeiten als Point Guard die spanische Liga, bei den Assists und Steals sind seine Bestwerte noch immer unerreicht. Prägend war er bei Saski Baskonia, bevor ihn Real Madrid verpflichtete und mit ihm 1997 den Europapokal gewann.
Mit Madrid prägte Laso dann zwischen 2011 und 2022 als Trainer eine Ära. Er führte die Königlichen zu insgesamt 22 Titeln, gewann 2015 und 2018 die Euroleague sowie je sechs Meisterschaften und Pokale in der spanischen Liga, die als stärkste Europas gilt. „Pablo ist mit der erfolgreichste Klub-Trainer des letzten Jahrzehnts, er wird bei uns nicht nur die nächste Saison vorbereiten, sondern auch ein Fundament für die kommenden Jahre legen“, sagte Münchens Geschäftsführer Pesic stolz.
Es ist allerdings die Frage, ob Laso tatsächlich wieder die Kraft hat, ein solches Fundament auszufüllen. Vor fast genau einem Jahr hatte Laso während der Playoffs mit Real einen Herzinfarkt erlitten, später verfolgte er von der Tribüne aus, wie sein Klub spanischer Meister wurde. Sein Vertrag wurde aus medizinischen Gründen nicht verlängert. „Ich fühle mich gut, wie Sie sehen“, sagt Laso nun, „es war gut, dass ich mir Zeit gelassen habe. Ich habe Fußball geschaut, war bei den Schul-Abschlussfeiern meiner Söhne, hatte Zeit für die Familie und habe ein paar Dinge geändert. Ich bin nun wieder bereit.“
„Ich bin wieder bereit“ sagt Laso – fast exakt ein Jahr nach seinem Infarkt
Laso erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2025. Und er soll den Münchnern nach Trinchieris Zeit, in die die Corona-Epidemie, zahllose Verletztenprobleme und drei verpasste Meisterschaften ebenso fielen wie zwei Pokalsiege und zwei erreichte Euroleague-Playoffs, wieder mehr Struktur und Teamgefühl vermitteln. Unerklärliche Einbrüche hatten die Bayern zuletzt immer öfter in der Euroleague und auch in der Bundesliga gezeigt.
Laso betonte, auf diesem Weg kein reiner Verfechter der Defensive zu sein, wie Trinchieri es war, sondern eine Balance im Spiel finden zu wollen, entsprechend dem ihm zur Verfügung stehenden Personal. Dass die Mannschaft ihr Gesicht verändern wird, deutete Geschäftsführer Pesic an, ohne konkrete Namen zu nennen.
„Wir haben den halben Marienplatz und ein Viertel der Allianz-Arena verkauft, damit er unterschreibt“, scherzte Sportdirektor Baiesi dann noch. Eine kleine Übertreibung, natürlich. Aber auch ein Zeichen für den Weg, den die Bayern mit Laso einschlagen wollen.