In Dreiergruppen haben sich die Spieler des FC Augsburg zusammengefunden und spielen sich die Bälle zu. Kurze Flachpässe stehen an, mal direkt, mal mit Annahme rechts und sofortigem Pass mit links oder umgekehrt. Das klingt wie ein schnelles “Klack, klack”, und gut zu hören ist es auch deshalb, weil über dem Rasenplatz der Ennsbodenarena unweit von Schladming eine konzentrierte Ruhe liegt. Meist sind nur die Ballgeräusche zu vernehmen und das Summen einer Drohne, von der aus jede Bewegung aufgenommen wird. “Passschärfe, Männer!”, ruft Trainer Enrico Maaßen zwischendurch. Oder auch: “Passqualität halten!” Die Übungen bauen aufeinander auf und gehen in Kleinfeldspiele über. Der Spielaufbau von hinten heraus steht dabei im Mittelpunkt.

Es wird in den ersten Tagen des Trainingslagers am Dachstein in Österreich viel Basisarbeit betrieben beim FC Augsburg. Das passt ins übergeordnete Bild des Umbruchs und der Fortsetzung jenes Generationswechsels, den sie beim FCA schon vor mehr als einem Jahr eingeleitet haben, als Maaßen von Borussia Dortmunds U23 kam und mit damals 38 Jahren seinen ersten Trainerjob in der Bundesliga übernahm. Von jenem Kader, der bis kurz vor Maaßens Amtsantritt im Juli 2022 unter Vertrag stand, sind inzwischen 16 Spieler nicht mehr da, genau die Hälfte. Vor allem ältere Spieler sind gegangen. Dieser Prozess könnte sich nun noch fortsetzen.

Das betrifft den bisherigen Kapitän und Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw, 32, im aktuellen Kader nur einer von zwei Ü30-Profis. Dem derzeit wegen einer Fußverletzung fehlenden Niederländer wurde inzwischen mitgeteilt, dass sein 2024 auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Bei einem passenden Angebot könnte Gouweleeuw den Verein noch in diesem Transfersommer verlassen. Das gilt auch für Innenverteidiger Felix Uduokhai, 25, der wiederum dem FCA mitgeteilt hat, das Angebot zur Verlängerung seines in einem Jahr endenden Vertrages nicht anzunehmen. Nach SZ-Informationen würde der FCA nur für den Fall, dass beide noch in diesem Sommer gehen sollten, einen Innenverteidiger verpflichten.

Auch die ebenfalls bis 2024 laufenden Arbeitspapiere von Tomas Koubek, 30, Iago, 26, und Noah Sarenren Bazee, 26, sollen nicht verlängert werden. Weil zudem der bisherige Leihspieler Mergim Berisha (25, gerade erst per Kaufoption verpflichtet) auf einen Wechsel zu einem größeren Klub spekuliert, könnte sich das Bild des Kaders in diesem Sommer durchaus noch verändern.

Pepi wurde jüngst für angeblich elf Millionen Euro an Eindhoven weitergereicht

Verabschiedet hatten sich zuletzt bereits unter anderem die fünf Routiniers Rafal Gikiewicz, André Hahn, Daniel Caligiuri, Tobias Strobl und Julian Baumgartlinger, ebenso wie Ricardo Pepi. Der US-Amerikaner war im Januar 2022 als Rekordzugang für rund 16 Millionen Euro verpflichtet worden, fand sich aber nicht zurecht und wurde jüngst für angeblich elf Millionen Euro und eine Weiterverkaufsbeteiligung in Höhe von 20 Prozent an Eindhoven weitergereicht.

Pepis Abschied bildet eher die Ausnahme im Umbau. Denn eigentlich gehörte der 20 Jahre alte Angreifer zum Konzept der Kaderverjüngung, die sie beim FC Augsburg mit Vehemenz betreiben. Gekommen sind ja auch in diesem Sommer überwiegend Spieler im Alter von Anfang bis Mitte 20, wie schon im vergangenen Winter, als gleich sieben Kicker aus dieser Altersgruppe geholt worden waren. Neben der Ausnahme Sven Michel (32/Union) kamen nun Finn Dahmen (25/Mainz), Patric Pfeiffer, (23/Darmstadt), Phillip Tietz (26/Darmstadt), Tim Breithaupt (21/Karlsruhe) und Masaya Okugawa (27/Bielefeld).

Befragt man Stefan Reuter im Kaminzimmer des Mannschaftshotels zum Generationswechsel, erklärt der Geschäftsführer Sport diesen auch mit der Absicht, dass sich eine neue Struktur und Hierarchie im Team bilden soll. “Wir haben jetzt viele Spieler mit Mitte 20, die Verantwortung übernehmen sollen. Die Spieler kommen in diesem Alter in ihre besten Jahre”, sagt Reuter. Auch der künftige Kapitän und Nachfolger von Gouweleeuw dürfte aus dieser Altersgruppe stammen. Ganz bewusst soll diese den neuen Kern der Mannschaft bilden. Reuter formuliert es so: “Wenn etwas Neues entstehen soll, muss man den Spielern, mit denen man in die Zukunft gehen will, auch den nötigen Raum und die Perspektive für die Entwicklung geben.”

Den FC Augsburg leitet vor Beginn seiner 13. Bundesligasaison seit dem Aufstieg 2011 die Hoffnung auf die goldenen Zwanziger. Einen neuen Geist und Ehrgeiz sollen sie verkörpern und ebenso ihre zumindest teilweise schon größere Erfahrung in der Bundesliga einbringen, um ihren jüngeren Kollegen Halt zu geben und diese anzutreiben. In Schladming war das im Training schon zu beobachten, wenn auch nur im Kleinen. “Boah, Winther, unglaublich!”, rief Fredrik Jensen, 25, seit fünf Jahren beim FCA, dem jungen Kollegen Frederik Winther, 22, begeistert zu, nachdem dieser die intensive einminütige Passübung mit beiden Füßen sehr sauber und ohne einen einzigen versprungenen Ball durchgeführt hatte. Der Innenverteidiger Winther ist gerade gestärkt von einer Leihe an Bröndby Kopenhagen zurückgekehrt. Er könnte nun vom Augsburger Generationswechsel profitieren.